Als Andreas Heiniger vor dem Stade Charléty auf einer Treppe sitzt und auf die vergangenen Tage an der Leichtathletik-WM in Paris zurückblickt, werden ihm immer wieder Gratulationen zugerufen. «Félicitations», «Congratulations». Der Chef des Schweizer Teams nimmt die Glückwünsche von Mitgliedern anderer Nationen mit einem breiten Lachen entgegen. Denn Heiniger weiss: Viel besser hätten diese Weltmeisterschaften für die Schweiz nicht laufen können.
Der Auftakt verlief bereits vielversprechend. Gold für Catherine Debrunner und Marcel Hug, Silber für Manuela Schär über 5000 m. Die drei Rollstuhl-Leichtathlet*innen waren die grössten Medaillenhoffnungen von Swiss Paralympic, und sie sollten diese vollauf erfüllen. Was für Heiniger alles andere als selbstverständlich ist. Denn schon nur wenn man einmal schlecht schlafe, könne das einen erheblichen Einfluss auf die Leistung haben. Hug reist nach seinen drei Auftritten über 5000 m, 1500 m und 800 m mit drei Goldmedaillen nach Hause. Schär krönte sich mit ihren Goldmedaillen über 800 m und 400 m erstmals zur Weltmeisterin auf der Bahn.
Schweizer Podest im Medaillenspiegel
Und vielleicht hätte die 38-jährige Luzernerin noch mehr Gold mit nach Hause nehmen können, wäre in ihren Finalläufen über 5000 m und 1500 m nicht die Überfliegerin dieser WM am Start gewesen. Teamkollegin Catherine Debrunner ist mit vier Goldmedaillen (400 m, 800 m, 1500 m und 5000 m) und einer Silbermedaille (100 m) die international erfolgreichste Athletin dieser Weltmeisterschaften. Schär und Hug komplettieren das Podest im Ranking der Einzelathlet*innen.
«Wir haben wirklich jede Medaillenchance genutzt, die sich uns geboten hat», sagt Heiniger. «Und sogar noch mehr.» Neben den drei Aushängeschildern des Schweizer Teams wussten nämlich auch andere zu überzeugen. Weitspringerin Elena Kratter gewann bei ihrer WM-Premiere Silber und konnte damit ihre starke Leistung von den Paralympics 2021 in Tokio bestätigen.
Exploits von Mussinelli, Eachus und Blum
Es war aber auch eine WM der positiven Überraschungen. Von Licia Mussinelli beispielsweise, die bei ihren ersten Auftritten im Kreis der Weltelite in den Final über 100 m fuhr. Oder Patricia Eachus, die der Schweiz dank ihres vierten Ranges im Final über 1500 m einen weiteren Quotenplatz für die Paralympics 2024 sichern konnte. Noch nie habe eine Ledermedaille so sehr geglänzt wie jene von Patricia, meint Heiniger.
Die Hochstimmung im Schweizer Lager am besten einzufangen vermag die Reaktion nach Fabian Blums Sprint zur Silbermedaille am Sonntag über 100 m. Das Betreuerteam liegt sich in den Armen, jubelt und herzt den Athleten. Es scheint in dem Moment gar nicht fassbar, was gerade geschehen ist, dass der 28-jährige Luzerner seine erste WM-Medaille gewonnen und der Schweiz das sechste Startticket für die Paralympics gesichert hat.
«Das ist Wahnsinn», sagt Heiniger. «Es ist schwierig, Worte zu finden. Ich bin überglücklich und megastolz.» Klar, gehe es an einer WM um Medaillen, aber eben auch um Quotenplätze für die Paralympics. Heiniger sagt: «Diesbezüglich reisen wir mit einem wirklich schönen Gepäck nach Hause.»
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