Bronze für Para-Badmintonspielerin Ilaria Renggli
Die Para-Badmintonspielerin Ilaria Renggli gewinnt mit einem 21:13, 21:14-Erfolg über die Japanerin Yuma Yamazaki die Bronzemedaille im Einzelturnier an den Paralympics.
Um ihre erste Medaille an Paralympics musste Ilaria Renggli (24) nicht gross bangen. In beiden Sätzen zog sie ihrer Gegnerin sogleich davon: 6:1 im ersten Satz, 8:3 im zweiten Durchgang. Nach 34 Minuten verwandelte Renggli gleich den ersten Matchball.
Die Aargauerin übertraf in Paris ihre eigenen Erwartungen. Anfang Jahr sprach sie von ihren Zielen: Renggli wollte in Paris im Einzel zumindest mitspielen und im Doppel eine Medaille holen. Acht Monate später verlor sie das Spiel um Bronze im Doppel mit Cynthia Mathez gegen zwei Thailänderinnen ganz knapp (20:22, 25:27), dafür holte sie 16 Stunden später die Medaille im Einzel. Im Einzel verlor sie in Paris in der Vorrunde und im Halbfinal nur zweimal gegen die Chinesin Li Hongyan.
Renggli holte nicht erstmals Medaillen: An den Para-Weltmeisterschaften vor zwei Jahren in Tokio holte sie Bronze in Einzel und Doppel. An den Europameisterschaften vor einem Jahr in Rotterdam gab es sogar Gold (Doppel) und Silber (Einzel).
Noch am Anfang und doch schon weit
Ilaria Renggli (24) veredelte ihre Paralympics-Premiere mit Bronze im Frauen-Einzel im Badminton. «Ich bin müde, erschöpft, aber extrem glücklich», so die Aargauerin.
Die letzten Tage verliefen strapaziös. Ilaria Renggli bestritt in Einzel und Doppel in fünf Tagen neun Spiele – und das in einer Atmosphäre, wie sie sie zuvor noch nie erlebt hatte. Im Spiel um Bronze gegen die Japanerin Yuma Yamazaki (21:13, 21:14) konnte sie die Müdigkeit verdrängen: «Ich sagte mir: Es ist mein letztes Spiel, und ich gebe nochmals alles. Nachher kommen die Ferien.»
Die Medaille und die Ferien verdiente sich Ilaria Renggli: In der Vorrunde erwischte sie eine extrem komplizierte Gruppe. Sie musste die Weltmeisterin von 2022 ausschalten, um weiterzukommen. Nachher besiegte sie die Nummer 3 der Setzliste. Die einzigen Niederlagen kassierte sie gegen die Chinesin Li Hongyan – und auch in diesen zwei Partien schlug sie sich hervorragend. Renggli ist nun die weltbeste Para-Badmintonspielerin ausserhalb Chinas - und «das tönt schon speziell».
Renggli spielt erst seit 2020 Rollstuhl-Badminton. Die ehemalige Kunstturnerin hat aber in der kurzen Zeit unfassbare Fortschritte gemacht. Nationaltrainer Marc Lutz blickt auf die letzten Tage
zurück: «Hätte vor einer Woche jemand gesagt, dass Ilaria (Renggli) die Gruppe übersteht und vielleicht noch eine Partie gewinnt, wir hätten unterschrieben. Sie hat aber einen unglaublichen Steigerungslauf hingelegt. Das ist ihre Stärke: Wenn es drauf ankommt, liefert sie ab.»
Klar ist: Ilaria Renggli steht erst am Anfang ihrer Karriere und hinsichtlich Los Angeles in vier Jahren werden sich die Gegnerinnen warm anziehen müssen. Der Nationaltrainer sagt es so: «Sie hat noch viel Steigerungspotenzial.»
Der Chef de Mission ist zufrieden
von Simon Scheidegger (Keystone-SDA), Paris
Die 17. Paralympics sind quasi in der Halbzeit. Peter Läuppi, der Chef de Mission der Schweizer Delegation, zieht im Maison Suisse eine Zwischenbilanz.
Peter Läuppi, die Schweiz hat nach fünf Wettkampftagen bei den Paralympics sieben Medaillen und acht Diplome gewonnen. Wie fällt die Zwischenbilanz von Ihnen als Chef de Mission aus?
«Sehr positiv. Wir haben uns mit 14 Medaillen ein hohes Ziel gesteckt, aber dass wir jetzt zur Halbzeit schon sieben feiern können, ist grossartig.»
Gibt es eine Medaille, über die sie besonders gejubelt haben?
«Jede Medaille ist etwas Aussergewöhnliches. Man muss sie sich verdienen. Ich bin sehr stolz auf dieses Team, dass es schon in vier Sportarten eine Medaille gewinnen konnte. Das ist sehr wichtig für uns. Flurina Rigling lancierte das Ganze mit ihrer ersten Medaille im Cycling. Das gab dem Team einen Schub, den Leichtathleten aber auch Leo McCrea mit seiner Goldmedaille im Schwimmen. Und auch Ilaria Renggli, die bei ihrer ersten Teilnahme an Paralympics Bronze im Badminton holt. Das ist genial.»
Was sagt es über die Entwicklung in der Schweiz aus, dass Medaillen nicht nur in den nominell stärksten Sportarten Leichtathletik und Cycling gewonnen werden?
«Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Para-Sport soll an Bedeutung gewinnen. Dazu müssen wir etwas beitragen. Auch im Nachwuchs. Die Nachwuchsförderung lebt von Idolen, und je mehr Idole es in verschiedenen Sportarten gibt, desto grösser ist die Chance, dass wir viel mehr Athletinnen und Athleten für den Sport begeistern können.»
Welche Eindrücke haben Sie bisher von Paris erhalten?
«Die Freude der Pariserinnen und Pariser ist spürbar, diese Spiele durchzuführen. Es ist alles präzise organisiert und geplant. Mich fasziniert, wie Kultur und Sport an so einem Event zusammenkommen.»
Das Publikumsinteresse ist gross. Die Leichtathletik-Wettkämpfe finden im Stade de France praktisch vor vollen Rängen statt.
Überrascht Sie das?
«Ich habe es gehofft, dass es so sein wird. Für die Athletinnen und Athleten ist es gewaltig, in so einer Atmosphäre Wettkämpfe bestreiten zu können. Sie geniessen es richtig, diese Begeisterung der Menschen zu spüren. Wenn ich es auf der Tribüne mitverfolge, bekomme ich jeweils auch Gänsehaut.»
Was nehmen Sie sich für die zweite Hälfte der Paralympics vor?
«Wir wollen dranbleiben und den Athletinnen und Athleten die bestmöglichen Bedingungen bieten, dass sie ihre Leistung bringen können.»
Sieben Medaillen fehlen noch bis zum angestrebten Ziel.
«Das ist so. Aber wir werden alles dran setzen, dass alle Athletinnen und Athleten das erreichen, was sie möchten.»