Rhythmus und Eleganz auf Rädern

Tanzen ist im Rollstuhlclub Solothurn hoch im Kurs: Menschen im Rollstuhl bilden mit Fussgängerinnen und Fussgängern Paare. 

Tanzen im Rollstuhl – wie soll das funktionieren? Und worin besteht der Reiz? Wer sich mit Rosmarie Waldburger darüber unterhält, erfährt nicht nur, welche Voraussetzungen gefragt sind. Die 82-Jährige aus Hubersdorf SO, Mitglied der Rollstuhltanzgruppe Solothurn seit der Gründung 1998, betont auch: «Tanzen tut sowohl dem Körper als auch dem Geist gut.» Sie gerät geradezu ins Schwärmen, wenn sie von ihrer Leidenschaft berichtet: «Ich liebe das!»

Auf dem Tanzparkett bewegen sich die Personen im Rollstuhl nicht allein zur Musik. Sie bilden Paare mit Fussgängerinnen und Fussgängern. Cha-Cha-Cha, Discofox, Jive, Englischer Walzer, Rumba, Tango, Foxtrott, das Repertoire ist breit. Wer den Tanzenden zuschaut, merkt eines sehr bald: Da steckt einiges an Arbeit hinter den Bewegungsabläufen. «Tanzen ist in dieser Kombination anspruchsvoll», sagt Rosmarie Waldburger, «wir müssen aufeinander eingehen und uns verstehen.» 

Tanzen macht mich glücklich.
Rosmarie Waldburger

Kurse im Frühling und Herbst
Fritz Lüthi kann das nur bestätigen. «Von Sportlerinnen und Sportlern werden wir manchmal belächelt. Dabei erfordert es Einfühlungsvermögen, um die Balance zu halten und mit der Partnerin oder dem Partner zu harmonieren.» Fritz Lüthi ist 72, Tetraplegiker seit 45 Jahren, Mitgründer des Rollstuhlclubs Solothurn – und seit jeher ein begeisterter Tänzer. Er ist stolzer Besitzer einer Jukebox mit rund 15 000 Singles, von den Boss-Buebe bis Deep Purple, und seit zwanzig Jahren organisiert er Tanzkurse für Menschen im Rollstuhl.

Jeweils im Frühling und im Herbst treffen sich mehrere Paare in der Sporthalle des Schweizer Paraplegiker-Zentrums in Nottwil. Fünf Einheiten à zwei Stunden beinhaltet der Kurs, der sich über fünf Wochen erstreckt. Heinz Meier, der sportliche Leiter der Gruppe, bringt den Teilnehmenden im Rollstuhl die Technik bei und macht ihnen vor, welche Bewegungen sie beherrschen müssen.

Lektionen oder Tanzabende sind für Leute wie Heinz Meier die besten Gelegenheiten, um alles um sich herum zu vergessen und sich vom Alltag zu lösen.

Ich tauche dann in eine andere Welt ein. Das Tanzen gibt mir ein befreiendes Gefühl. Durch das Tanzen vereinfacht sich auch der Umgang mit dem Rollstuhl. Ich bin mit einer ganz anderen Dynamik unterwegs.
Heinz Meier

Für die Fussgängerinnen und Fussgänger ist derweil Marcello Schneider zuständig. Der Tanzlehrer aus Horw bringt sich seit mehr als zehn Jahren in dieses Projekt ein und ist angetan vom Spirit, der während der Lektionen herrscht. «Die funkelnden Augen der Teilnehmenden drücken Lebensfreude und Dankbarkeit aus. Sie schätzen das Angebot enorm», sagt er, «und wenn sie Fortschritte machen, geht auch mir das Herz auf.»

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