Das Haus befand sich beim Kauf in einem sehr schlechten Zustand. Und klar war: Wenn hier wieder einmal jemand wohnen will, ist eine Totalsanierung unumgänglich.
Benjamin Gerber sitzt am Stubentisch und hat einen dicken Ordner aufgeschlagen, einen Ordner mit Bildern, die dokumentieren, wie es hier einmal aussah. Und die den Unterschied zu heute noch deutlicher werden lassen.
Der Gastgeber führt durch die zwei Etagen, die mit einer Treppe und einem Vertikallift verbunden sind. Oben befindet sich die grosszügige Küche, integriert in einen ebenso grosszügigen, hellen Wohnbereich, dazu ein Gästezimmer und ein barrierefreies Badezimmer. Auf dem unteren Stock gibt es das Schlafzimmer, nebenan ein Badezimmer, das sich durch eine Schiebetür erreichen lässt und in puncto Grösse keinen Wunsch offenlässt, dazu Büroräumlichkeiten und der Zugang zum Sitzplatz sowie zum Garten.
Es ist das stolze Ergebnis von intensiven Umbauarbeiten, denen eine anspruchsvolle Planung vorausgegangen war.
Hausbesitzer seit 2012
Der 52-Jährige lebt nun wieder da, wo er aufgewachsen ist: in Lohn-Ammannsegg, einer beschaulichen Solothurner Gemeinde. 2015 machte ein Unfall den Heilpädagogen, der damals als Heimleiter arbeitete, zum inkompletten Paraplegiker.
2018 änderte sich seine Situation. Mit seiner Frau zog er im bernischen Bleienbach in eine Wohnung. Als bauliche Anpassungen gemacht wurden, lernte er Gerald Pappe kennen, einer der Architekten beim Zentrum für hindernisfreies Bauen der SPV. Nach den Anpassungen sei es für ihn eigentlich der perfekte Ort gewesen, barrierefrei und alle ihm wichtigen Läden in der Nähe, sagt er.
Aber im Hinterkopf hatte er trotz allem immer noch die Idee, irgendwann in jenem Haus zu leben, das er 2012 gekauft hatte: das in Lohn-Ammannsegg steht und 1961 gebaut wurde. Und jahrelang leer stand. In Benjamin Gerber wuchs der Wunsch, das Haus auf Vordermann zu bringen und – wann auch immer – einziehen zu können. Er meldete sich wieder bei Gerald Pappe. Und die Geschichte kam ins Rollen.
Der Wunsch des Hausherrn: eine grosszügige Gestaltung mit möglichst hohen Fenstern, die für lichtdurchflutete Räume sorgen würden, weil er sich nicht eingeengt fühlen will. Sitzt er nun in der Stube, kann er bei schönem Wetter eine Fernsicht bis in die Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau geniessen.
Zentral im Wohnbereich ist die Küche, die dort steht, wo sich früher die Terrasse befand. Als Gerald Pappe vorschlug, sie auf der Längsseite zu konzipieren, lieferte er als Argument mit: «Das ist ein Statement!» Womit er ausdrücken wollte: Das zeugt von Innovation, irgendwie auch Mut und Klarheit. Zudem sollte die Küche in den Wohnbereich integriert sein.
Die Voraussetzungen waren planungsintensiv für den Architekten und gleichermassen reizvoll. Mit den gezeichneten Plänen für das Vor- und Bauprojekt sowie der Begleitung des Baubewilligungsverfahrens schaffte das Zentrum für hindernisfreies Bauen eine wichtige Grundlage für die nachfolgende Ausführungsphase. Danach endete der Beitrag von Gerald Pappe am Projekt. Denn: Die Bauherrschaft findet für die Bauleitung eine «interne» Lösung, das heisst innerhalb der Familie.
Umbau dauerte ein Jahr
Priorität hat generell die Zweckmässigkeit, die sich nicht zuletzt in den breiten Türen zeigt. Benjamin Gerber hat mit dem Rollstuhl Zugang zu sämtlichen Räumen. Die Umgebung komplettiert das Bild des Hauses mit Sitzplatz und schönem Garten, inklusive Hochbeet, das so konstruiert ist, dass sich eine Person im Rollstuhl problemlos um das Angepflanzte kümmern kann. Ebenfalls neu ist der Carport, dazu eine Rampe, die in die untere Etage und den Garten führt.
Benjamin Gerber benötigt zwar einiges an Energie, um die Rampe zu meistern, aber diese ist eher für den Fall gedacht, wenn der Lift im Haus einmal nicht funktioniert. Zum anderen sieht der Hausherr dies als willkommene Trainingsgelegenheit.
Ein Jahr dauerte es, bis das Bijou am Waldrand von Lohn-Ammannsegg vollendet war.