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    Sport
    21.12.2022

    Dank Joystick die Piste runter kurven

    Die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung verfügt neu über einen Skibob, mit welchen hochgelähmte Personen autonom Ski fahren können. Das an der University of Utah entwickelte Gerät «TetraSki», das erstmals in Europa zum Einsatz kommt, wurde diese Woche in Sörenberg testgefahren. 

    Für Menschen mit hoher Lähmung gibt es nur wenige Möglichkeiten, Sport zu treiben und sich aktiv zu betätigen. Winteraktivitäten beschränkten sich für diese Personen bisher auf ein passives Erlebnis: Jemand anderes fuhr mit ihnen den Hang hinunter. Ein selbstständiges Gestalten der Abfahrt war ausgeschlossen. Die University of Utah hat nun einen Skibob entwickelt, der es Menschen mit einer hohen Lähmung erlaubt, selbstständig Ski zu fahren, zu kurven und zu bremsen. 

    Skilehrer Fabian Emmenegger, der den ersten Gast auf dem Gerät schulte, ist begeistert: «Der TetraSki ist eine tolle Innovation für Personen mit starken Einschränkungen der Oberkörperfunktionen. Die Steuerung erfolgt per Hand über einen Joystick oder per Mund, je nach Einschränkungen der jeweiligen Person.» Das Gerät basiert auf dem «Snow'Kart» des Schweizer Unternehmens Tessier, der mir einer elektronischen Steuerung versehen wurde.

    Premiere auf Europas Pisten
    Rollstuhlsport Schweiz schaffte den TetraSki zur bevorstehenden Skisaison 2022/2023 an. Erstmals kommt das in den USA entwickelte Gerät auf Europas Pisten zum Einsatz. Zwar gibt es den Skibob bereits in den Niederlanden, doch kann dort bekanntlich mangels Bergen nur in Schneehallen gefahren werden. Vom 25. bis 27. November schulten die Entwickler, die eigens aus den Vereinigten Staaten angereist waren, neun Skilehrerinnen und Skilehrer der beiden Behindertensportorganisationen Rollstuhlsport Schweiz und PluSport im Umgang mit dem Gerät. Denn aus sicherheitstechnischen Gründen werden die Fahrten im TetraSki von einem ausgebildeten Skilehrer begleitet, der im Notfall per Fernbedienung oder durch Leinen eine Bremsung oder Richtungsänderung durchführen kann.

     

    Freiheitsgefühl
    Am 19. Dezember war es dann endlich soweit und die erste Person mit Querschnittlähmung durfte den TetraSki testen. Martin Friedli, der in jungen Jahren selbst Skirennen gefahren ist und aufgrund eines Autounfalls eine Querschnittlähmung erlitt, genoss das neue Freiheitsgefühl: «Es war ein tolles Erlebnis, selbständig zu kurven und das Tempo zu bestimmen. Das hat meine Erwartungen übertroffen und ich würde morgen gleich wieder fahren gehen, wenn ich könnte.»